Wie Straßen funktionieren (Teil 1)

Wozu das Thema?

Teer hin schmieren und mit dem Auto drauf rum fahren!?

Natürlich kann man aus der alltäglichen Erfahrung und Anschauung heraus fast alles irgendwie erklären und dabei spontan und sportlich darüber diskutieren, am Tresen, auf Leserbriefseiten und in Online-Kommentaren. Der Ertrag solcher Diskussionen ist dann oft ernüchternd. Da kann man halt nichts machen – da muss der Staat doch was machen – die machen doch eh, was sie wollen – so heißt es dann.

Make America Great Again

Weil die heutige Welt, wie wir sie erforscht und gestaltet haben, so unfassbar komplex geworden ist, erscheinen billige Parolen zwar als Erleichterung, aber in Griff bekommen wir unsere Situation damit nicht. Da brauchen wir uns dann auch nicht zu wundern, wenn in demokratischen Systemen nicht Schwarmintelligenz sondern irrationale Entscheidungen dominieren. Populismus ist das gängige Schimpfwort.

Diesen Blog wollen wir auch nutzen, um unser Verständnis der Begriffe und Zusammenhänge zu ordnen und unser Wissen darüber zu vertiefen. Ich beginne hierzu eine lose Folge von Beiträgen, deren Verlauf ich noch nicht überblicke und deren Ende vielleicht davon abhängt, ob ich glaube, zu einer qualifizierten Diskussion beizutragen, oder oder eher zu langweilen.

Kommentare und Meinungen sind ebenso willkommen, wie die Beiträge derer, die etwas besser wissen.

Und ja! Es betrifft den Bergmannkiez.

Der Zweck erfordert die Funktion

Also Straßen.

Straßen sind nicht nur laut und dreckig. Straßen sind als Bestandteil menschlicher Zivilisation so elementar wie Häuser und Ackerbau. Wir kennen ihre berühmten Namen, aus allen großen Städten und geschichtsträchtigen Regionen. Beginnen wir so:

Straßen sollen verbinden. Aber das ist nicht alles. Straßenplaner reden von Erschließungs- und Verbindungsfunktion im Bewusstsein dessen, dass es zwischen beidem keine scharfe Abgrenzung gibt. Das ist in etwa so, als wollte man bei einem Baum zwischen Ästen und Zweigen unterscheiden.

In Analogie dazu betrachten Verkehrsplaner was sich auf den Straßen abspielt und unterscheiden zwischen Quell-, Durchgangs- und Zielverkehr.

Wenn wir uns in geschlossen besiedeltem Gebiet befinden, fällt auf, dass Straßen nicht nur den öffentlichen Raum durchziehen, sondern, mit zunehmender Dichte, dessen Fläche so weit ausfüllen, dass sie mit ihm deckungsgleich werden. Dann ist die Straße der öffentliche Raum einer Stadt und sie hat infolgedessen auch eine Aufenthaltsfunktion.

Parallel bzw. gebündelt verlaufende Erschließungsstraße (links) und Verbindungsstraße in einer Stadt (Abu Dhabi) mit hohem Anteil an MIV (motorisierter Individualverkehr)

Erschließungs- und Aufenthaltsfunktion im Straßenraum einer Stadt (Essaouira, Marokko) mit hohem Anteil an Fußverkehr

Da wir bei unserer Nutzung der Verbindungs-, Erschießungs- und Aufenthaltsfunktion um den verfügbaren Raum konkurrieren, liegt es in der Natur der Sache, dass hier ein ständiges Konfliktpotential besteht. Einfacher ausgedrückt: um den knappen Platz kann man sich streiten. Wir werden uns deshalb diese Thematik bald etwas genauer vornehmen.


A long time ago, came a man on a track
Walking thirty miles with a sack on his back
And he put down his load where he thought it was the best 
He made a home in the wilderness
 
He built a cabin and a winter store
And he ploughed up the ground by the cold lake shore 
And the other travellers came walking down the track 
And they never went further, no they never went back
  
Then came the churches, then came the schools 
Then came the lawyers, then came the rules
Then came the trains and the trucks with their loads 
And the dirty old track was the Telegraph Road 

[…]

Dire Straits: Telegraph Road

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