Menschen im Gespräch

Die Initiatve Leiser Bergmannkiez hatte diesen Samstag einen Infostand vor der Markthalle. Als die Sonne rauskam ging es los. Eine gute Gelegenheit, sich kennenzulernen.

Doch der Worte sind genug gewechselt, nun lasst uns Bilder sehen. So kommt der Blog diesmal ohne verkehrspolitische und -technische Belehrungen aus:

(Es war nicht immer möglich, um eine Erlaubnis für ein Foto zu bitten, ohne das Gespräch zu stören. Wenn sich jemand hier nicht sehen möchte, wäre das schade. Dann bitte einen kurzen Hinweis an Mail@Leiser-Bergmannkiez.blog.)

Entlang der Achse

Hochsommer. Ein “mediterraner” Abend in der Bergmannstraße – fast wie gewohnt. Ich kam eher zufällig durch und war zu faul zum fotografieren. Aber ein paar Notizen im Hinterkopf sind es wert, dokumentiert zu werden. Ich beginne mit den Sitzenden und ende mit ihnen:

  • Die Gastronomie ist voll, bis auf den letzen Platz. Corona? Nie gehört. Nur Touris scheinen nicht so viele unterwegs zu sein.
  • Ab der Nostitzstraße, Richtung Markthalle, bin ich nicht auf dem Gehweg gelaufen, sondern zwischen dem neuen Radweg und der Einbahnstraßen-Anlieger-Fahrbahn, entlang der Mittelachse. Zum ersten Mal! Was für ein Gefühl von Bewegungsfreiheit und fast schon ein Panoramablick, wenn man nicht an den Fassaden entläng drängeln muss.
  • Die Arbeiten sind noch nicht beendet und die Baustellensicherungen stehen größtenteils noch. Noch nicht ganz fertig sind beispielsweise die Bordsteinabsenkungen, während die Zebrastreifen der Überwege schon markiert sind.
  • Bei so einem Wetter kommen wahrscheinlich mehr als 10.000 Fahrräder pro Werktag hier durch. Da wird die Bergannstraße mit dem 3-m-Radweg phasenweise zu einem Enpass in der TR 4, denn der Radverkehr wird nicht weniger. Das Problem sind vorallem die heterogenen Geschwindigkeiten zwischen 7 km/h und 40 km/h. Schon wenn nur einer bei Gegenverkehr überholt, darf keiner von den drei Beteiligten träumen. So etwas planmäßig zu bauen, halte ich persönlich für bedenklich.
  • Und es gibt immer mehr Lastenräder!
  • Einer fuhr mit plattem Reifen, der hielt bereits die geplante Geschwindigkeitsbeschränkung von 10 km/h ein. Auch in Zukunft wird das eher selten vorkommen.
  • Geschätzte 40 % der Radfahrer, vorallem die schnelleren, nehmen gleich die Kfz-Seite. In beiden Richtungen. Sie umfahren die aufgedübelten schwarz-gelben Schwellen am Rand.
  • Ca. einmal in der Minute kommt ein Auto. Die meisten mäandrieren, um nur mit zwei Rädern über die Schwellen zu rumpeln. Ein Anlieger war auch darunter – ein Lieferdienst.
  • Keiner war so verwegen, gegen die Einbahnstraße zu fahren, wie es sonst im Kiez üblich ist, denn es gibt keine Ausweichstellen. Solange in den Ladezonen geparkt wird, funktioniert das auch weiterhin (nicht).

Weiße Linien

Es gibt viel zu tun, um zumindest in der Bergmannstraße die Termine halbwegs zu halten. Fahrbahnmarkierungen sind in so einer Straße immer noch größtenteils Handarbeit, weshalb die Markierungsfirma auch am Samstag mit mächtig Personaleinsatz in der prallen Sonne aktiv ist. Um sie herum wuselt der Verkehr, der aber nur noch aus wenigen Autos besteht.

Der neue Zweirichtungsradweg wurde längst in Betrieb genommen, kaum, dass der Fugenverguß an den Rändern des neuen, glatten Asphaltbandes ausgehärtet war. Die Baustellenabsperrungen werden mit einer Selbstverständlichkeit ignoriert, die keinen Zweifel daran lässt, dass man sich mitten in Kreuzberg befindet. Aber die Profis arbeiten routiniert und wer sich nicht gerade auf die komplizierte Geometrie der Markierungen konzentrieren muss, ist zwischendurch entspannt genug, sich auf Erläuterungen und Diskussionen einzulassen, wenn Leute stehenbleiben, die das Gespräch suchen. Manchen, die vorbei laufen, genügt es auch, halblaut vor sich hin zu motzen, für welche “Scheiße” hier wieder “unsere Steuergelder” ausgegeben werden, ohne einen zu fragen. Und, wie die Welt überhaupt noch funktionieren soll, wenn man nicht mehr überall Auto fahren darf… Auch in einer Demokratie gibt es leider Verlierer. Die Roten Linien stehen uns mit dem Klimawandel erst noch bevor.

Was wie Tramschienen aussieht, ist die vorbereitende Risszeichnung für die hier noch fehlende Fahrbahnmarkierung.

Bald kommen auch die Fußgängerüberwege.

Der Schleichweg Nostitzstraße macht immer weniger Spaß.

Die Fahrstreifenaufteilung vor der Markthalle wird Geschichte sein, noch bevor die meisten diesen Blogbeitrag gelesen haben.

An dieser Stelle könnte man auf die Zossener Straße zu sprechen kommen …

Warum machst du so ein Gesicht?

Warum machst du so ein Gesicht? Es läuft doch jetzt alles super, bei euch in eurem Kreuzberger Kiez. Die Bergmannstraße wird verkehrsberuhigt, wie ihr das fordert. Also, bei uns im Schwarzwald …

Moment! Was wir fordern ist nicht zuerst die Verkehrsberuhigung der Bergmannstraße

Nein? Ich dachte, Leiser Bergmannkiez …

Also, das ist schon in Ordnung, aber entscheidend ist nicht, dass irgend etwas mit dem Verkehr passiert, sondern, dass das Richtige passiert, in der richtigen Reihenfolge. Prioritätensetzung, wie ich kürzlich geschrieben habe.

Wo ist das Problem?

Die Strategie des Vorgehens stimmt nicht. Leute aus der Friesenstraße sagen, dass dort der Autoverkehr merklich zunimmt, seit die Bergmannstraße für den Durchgangsverkehr gesperrt ist. Dabei müsste hier ohnehin schon am Dringlichsten etwas geschehen.

Da müsste der Durchgangsverkehr unterbunden werden!
Bei uns im Schwarzwald …

Sag ich doch! Nochmal zum mitschreiben: Wir wollen, dass die Zossener Straße gesperrt wird! Punkt.

Und warum macht eure Bezirksverwaltung das nicht?

Weil sie nicht darf. Berlin hat zwei Verwaltungsebenen. Die Zossener Straße gehört dem Senat, der übergeordneten Landesebene. Deswegen macht sie – also die Bezirksverwaltung – in ihrer Not lauter zweitrangige Dinge außenrum, wie etwa die angekündigte Ausschilderung von Einbahnstraßen. Man kann dem Bezirk nicht vorwerfen, dass er die Sache insgesamt nicht vorantreibt.

Und warum überlässt diese Senatsverwaltung nicht auch die Zossener Straße dem Bezirk?

Damit der die Durchfahrt sperrt? Ja, das wurde nie so klar ausgesprochen, aber es ist ganz einfach: Da ist eben reichlich MIV, also Autoverkehr, Größenordnung zehntausend Fahrzeuge am Tag, und wenn man hier sperrt, verringert sich die Kapazität im bis an die Grenzen belasteten übergeordneten Netz, für das der Senat verantwortlich ist. Das ist nicht ohne Risiko für den Verkehrsfluß auf dem Mehringdamm, der ist Bundesstraße. Aber da gehört der Verkehr, der kein Ziel im Kiez hat, natürlich auch hin. Du hast ja den Blog gelesen: Wie Straßen funktionieren. Jetzt soll ein Verkehrsgutachten erstellt werden …

Du redest schon wieder wie ein Verkehrsingenieur. Ist dieser MIV in der heutigen Zeit immer noch das Maß der Dinge? Von so einem Gutachten, das da irgendwann kommen soll, habe ich gehört. Ist das Hinhaltetaktik mit dem Verkehrsgutachten? Die Frage ist doch: Will man sperren oder nicht? Dann kann man es auch jetzt. Ich meine jetzt. Erstmal Schilder aufstellen. Das ist eine verkehrspolitische Entscheidung, mit der Politiker zeigen können, dass sie die Zeichen der Zeit erkannt haben. Wenn ich das richtig recherchiert habe, sitzt da ja sogar eine Senatorin von den Grünen, diese Frau Günther. Wieso macht die nix? Die ganze Stadt diskutiert doch ständig, dass sich beim Verkehr etwas ändern muss. Ach was! Ganz Deutschland. Die Welt. Schreibt doch mal an euer Parlament! Also bei uns im Schwarzwald …

Hm. das Abgeordnetenhaus, die Fraktionen, unsere Wahlkreisabgeordnete, der Verkehrsausschuss. Da gäbe es einige.

Schilder gucken

Langsam und sachte kommen die geplanten Maßnahmen in Bewegung. Man erkennt die neuen Verkehrszeichen im Kiez daran, dass sie noch nicht beklebt und beschmutzt sind.

Zeichen verwendet man, um nicht viele Worte machen zu müssen. Ein paar Kommentare gibt es trotzdem.

Wo sonst?

Wer über die Monumentenbrücke und durch die Kreuzbergstraße kommt, muss sich jetzt entscheiden.

Und besonders in Gegenrichtung drängt sich die Frage auf, ob die Fahrstreifenaufteilung – ja, eigentlich auch die Signalzeiten der Verkehrsampel – so noch sinnvoll sind.

Der Durchgangsverkehr wird jetzt komplett durch die Friesenstraße geleitet.

Das darf nur von kurzer Dauer sein!

Kein Schleichweg über die Riemannstraße.

An welcher Ecke könnte dieses Foto entstanden sein ;-P ?

Bleibt am Ende die Frage: Halten sich die Verkehrsteilnehmer an die neuen Regelungen (und wer kontrolliert das?) ?

Der Blog, der Kiez und der Rest der Welt

Es hat nichts zu bedeuten, wenn in diesem Blog manchmal eine Weile keine Beiträge erscheinen. Niemand muss sich Sorgen machen, dass sich der Blogger einen Virus in der Lunge oder eine Mutante auf dem Computer zugezogen hat. Gründe oder zumindest Ursachen hat das gleichwohl. Während die Physik davon ausgeht, dass die Zeit in ruhenden Systemen stetig verläuft, beobacheten wir mit unserer Alltagsphilosophie, wie das Leben in Wellen heranbrandet, manchmal aufschäumt und dann mit leicht gekräuselter Oberfläche wieder zurückflutet.

Ja, wir kommen bald wieder zur Sache. Zunächst aber erscheint eine Art Zwischenbilanz sinnvoll, für die nach einer Phase der Ruhe neuen und neu geordneten Gedanken. Im Gegensatz zur Überschrift vielleicht besser top-down: Der Rest der Welt – der Kiez – der Blog.

Klimawandel, Bewusstseinswandel, Verkehrswende

Ob es solche Wörter auch in anderen Sprachen gibt, habe ich nicht recherchiert. Egal, lesen wir die Schlagzeilen hierzulande:

Paris will Verkehr in der Innenstadt massiv reduzieren“,
so schreibt der SPIEGEL am 14. Mai.

Die Innenstadt von Paris soll bis 2022 autofrei werden – ein Vorbild für Berlin?“,
so fragt der TAGESSPIEGEL tags darauf.

Ausgerechnet Paris. Städte wie Kopenhagen und Amsterdam, die man aus Berliner Sicht zwar als vergleichsweise stressfrei betrachtet, aber ansonsten einer anderen Liga zuordnet, werden ja schon seit langem als Vorbilder für eine alternative kommunale Verkehrspolitik zitiert. Doch auch über London liest man vermehrt im Kontext von Citymaut und Radverkehr.

Und Barcelona, nicht unbedingt eine Metropole, aber hipstermäßig voll konkurrenzfähig, hat die Superblocks „erfunden“! Wäre das nicht die ultimative Lösung für Berlin? Wer sich schon im vorigen Jahrhundert mit Stadt- und Verkehrsplanung beschäftigt hat, schmunzelt angesichts solcher Erleuchtungen. Manchmal dauert es; auch bei simplen Ideen.

Wien, Luxemburg, Bogotà, Singapur – die Liste internationaler Beispiele wäre lang und wenn erwartungsgemäß vorallem die großen und die wohlhabenden Städte Schlagzeilen machen, so bedeutet das nicht, dass der dahinter stehende gesellschaftliche Trend nicht mit der Zeit flächendeckend werden würde. Realistischer Weise sollte man aber sehen, dass die Randbedingungen des Verkehrs in ländlichen Regionen völlig andere sind, als die in den Ballungsräumen.

Deutschland, das mit beispielgebenden umweltpolitischen Strategien die Welt vielleicht mehr bewegt hat, als vielen von uns bewusst sein dürfte, redet immerhin von der Verkehrswende. Jedenfalls in Berlin. Ob das in Düsseldorf, Görlitz oder Titisee auch so ist, fragt sich in der Hauptstadt bestenfalls der betreffende Wahlkreisabgeordnete.

Bei manchen Leuten habe ich dabei den Verdacht, dass sie von der Verkehrswende reden und vom Tesla für Alle träumen. Den Unterschied lernen wir noch.

Eine Legislaturperiode neigt sich dem Ende zu

Die Bundesrepublik Deutschland und das Bundesland Berlin wählen am 26. September gleichzeitig ihre Parlamente, den Bundestag und das Abgeordnetenhaus. Auch die Bezirksverordnetenversammlungen in Berlin werden gewählt.

Das ist immer auch ein Anlass, zu bilanzieren, was Menschen in politischen Ämtern (sich) geleistet haben. Wie wäre ein Vergleich anhand der jeweiligen Verkehrsressorts, zwischen dem Bundesminister und der Berliner Senatorin? Die Liste mit Rücktrittsgründen für Andreas Scheuer (CSU) wäre länger, als die Shortlist dessen, was Senatorin Regine Günther (Bündnis 90 / Die Grünen) verkehrspolitisch zustande gebracht hat. Das ist leider kein Witz!

Oder kann mir jemand erklären, warum nach einer vollen Legislaturperiode, insbesondere mit der verkehrspolitischen Agenda einer sogenannten Umweltpartei, die Zossener Straße an der Markthalle immer noch nicht für den MIV gesperrt ist?

Die Antwort der Verwaltung auf Landesebene kenne ich. Sinngemäß: Da fahren doch Autos, da kann man nicht sperren.

Wer sich jetzt fragt, ob und warum ich mich vielleicht aufrege, scheint den ersten Teil dieses Beitrags, welcher quasi die Hintergrundkulisse bildet, nicht gelesen zu haben.

Wir sollten es nicht Berufspolitikern überlassen, sich auszusuchen, was Wahlkampfthema wird!

Friedrichshain-Kreuzberg

Vergangene Woche war wieder einmal UVKI, Sitzung des Ausschusses für Umwelt, Klimaschutz, Verkehr und Immobilien. Auf der Tagesordnung standen – neben zweimal Klimaschutz – sechs Verkehrsthemen

  • davon sechsmal Verkehrsberuhigung in verscheidenen Quartieren (Ostkreuz, Viktoriakiez, Reichenberger Kiez, Luisenstadt, Friedrichshainer Nordkiez, Samariterkiez), der Bergmannkiez machte diesmal Pause,
  • davon viermal mit besonderem Bezug auf „Alle“ bzw. Menschen, bzw. Anwohner*innen,
  • davon zweimal veranlasst durch einen EwA (Einwohner*innenantrag).

Ohne allzusehr zu simplifizieren, kann man zu den Abstimmungsergebnissen sagen: Grüne, SPD und Linke waren für alles. CDU und AfD waren gegen alles. „Klare Mehrheit“ sagte die Vorsitzende nach jeder Abstimmung.

Die Bezirksverwaltung versucht auf dieser Welle zu surfen. Oder formulieren wir es seriöser: Sie nimmt ihre Aufgaben lobenswert ernst. Dabei stößt sie immer dann an harte Grenzen, wenn Straßen des übergeordneten Netzes betroffen sind. Vermutlich verstehen die meisten Leute nicht, wo dabei das Problem ist.

Bergmannkiez

Science Fiktion:

Nächstes Jahr (2022) wird die Initiative Leiser Bergmannkiez zehn Jahre alt. Gefeiert wird in der Bergmannstraße zwischen Zossener und Friesenstraße. Die dauerhafte Sperrung der Zossner Straße ist durch das Land Berlin rechtsverbindlich geregelt. Zur weiteren Gestaltung des öffentlichen Raums im Bergmannkiez finden wieder regelmäßig Gespräche im Wasserturm statt. Es gibt viel zu tun.

Wenn ich heute gedanklich ein paar Schritte auf Abstand gehe und die Initiative von außen betrachte, so glaube ich, dass es ihr gut täte, wenn hin und wieder neue Leute auftauchen würden, die Spaß daran haben, auf die Gestaltung ihres Kiezes Einfluss zu nehmen. Man möchte angesichts der allgemeinen gesellschaftlichen Entwicklung denken, dass sich bei uns engagierte Menschen drängeln, die es nicht erwarten können, am absehbaren Erfolg mitzuwirken. Dass dies nicht so ist, dürfte ein ganz normales Phänomen sein, weil im Laufe der Jahre einerseits Leute sich neue Prioritäten setzen, aber andererseits sich seltener jemand gezielt einer bereits bestehenden Initiative anschließt. Hinzu kommt, was sich hoffentlich bald ändern sollte, dass derzeit die Pandemie die menschliche Interaktion hemmt.

Ohne „intern“ darüber gesprochen zu haben, will ich hier durch meine eher spontan niedergeschriebene Analyse nicht ad hoc einen Aufruf starten. Aber ich darf sagen: Wir freuen uns eigentlich immer, wenn wir von interessierten Menschen kontaktiert werden.

Der Blog

Manchmal hat der einsame Blogger so wenig Lust etwas zu schreiben, wie die Leute, welche ihm eigentlich ihre Mitwirkung zugesagt haben. Das kann sogar daran liegen, dass es so viele interessante Entwicklungsstränge gibt, zu denen etwas gesagt werden sollte, dass man damit überfordert ist, alles zu strukturieren, geschweige denn, die einzelnen Themen zu recherchieren und in angemessener Tiefe zu betrachten: Der Rest der Welt – der Kiez – der Blog? Oder lieber doch bottom-up? Die Einsicht sollte vielleicht auch sein: Keine zu hohen Ansprüche an sein Engagement in der Freizeit!

Dann passiert eben eine Weile nichts.

Es lohnt sich trotzdem, bald wieder hier rein zu schauen. Jedenfalls glaube ich, das zu spüren.

Begegnungszone

Heute Abend begegnete mir zum allererstenmal überhaupt in der Bergmannstraße eine Frau auf Skiern. Männer übrigens noch nie.

Nein, sie kam nicht den Hang des Berliner Urstromtals herunter. Es waren Langlaufski. Aber sie war auch keine Biathletin. Dafür fehlte nicht nur das Schießeisen, sondern auch das Tempo. Die Begegnung ereignete sich im Dunkeln und bei leichtem Schneetreiben im eher naturnahen Bereich der Bergmannstraße, an den Friedhöfen. Und ich war nüchtern.

Erwähnenswert finde ich das deshalb, weil es zeigt, was man mit einer Straße, wie der Bergmannstraße alles machen kann. Also warum nicht, wie vom Bezirksamt entworfen, einen Wasserlauf anlegen. Vielleicht begegnen einem dann im Sommer Surfer.

Blaulicht

Freitagabend. In der frühen Dunkelheit flitzt ein blinkendes Blaulicht durch die Zossener Straße. Der Notarztwagen stoppt vor der neuen Absperrung in der Bergmannstraße, wendet ruckzuck und nimmt die Riemann. Die Lücke für den Radverkehr ist fast drei Meter breit, er hätte hindurch gepasst, aber die sofortige, sichere Entscheidung hatte Priorität. Drei Kurven und keine Minute später ist er am Ärztehaus in der Bergmannstraße. Viel Zeit, wenn es vielleicht um ein Menschenleben geht.

Macht dieser Blog jetzt Stimmung gegen Verkehrsberuhigungsmaßnahmen?

Bestimmt nicht. Die Erkenntnis ist: Verkehrsinfrastruktur zu planen und Verkehr zu regeln ist kein Kinderspiel. So vieles will sorgfältig bedacht und abgewogen sein. Trotzdem ist es richtig, dass alle, die wollen, mitreden dürfen. Am Ende unterschreiben Leute, die viel Verantwortung tragen.

Locktown?

Leise rieselt der Schnee. Nicht viel, aber leise. Die Touristenströme in der Bergmannstraße sind dermaßen abgeebbt, dass man glaubt, das Gras würde aus den Pflasterfugen wachsen, wenn nicht Januar wäre. Doch noch etwas fällt auf: Der motorisierte Verkehr verhält sich anders als gewohnt. Den Grund dafür findet man schnell an der Ecke zur Zossener: Zeichen 250, Verbot für Fahrzeuge aller Art, mit Zusatzschild Radfahrer frei.

Ansonsten keine Pressekonferenz, nicht mal eine Presseerklärung im Internet, keine Möchte-Gern-Politprominenz, die mit staatsmännischem Blick auf den bevorstehenden Wahlkampf das Schild enthüllt. Nichts. Kein Wunder, dass die Tagespresse sich nichts ahnend immer noch an der Frage abarbeitet, was wegen der Pandemie jetzt verboten und was erlaubt ist. Nur einige Kiezbewohner sitzen in der warmen Stube und grinsen in sich hinein.

Wer es nicht gesehen hat, mag denken: Träum weiter!

Foto: Michael Jahn

Wir brauchen nicht zu träumen. Dieses Schild ist ein Zeichen. Nein, nicht nur ein Verkehrszeichen. Was jetzt zwangsläufig beginnt hat einen Dominoeffekt, denn so kann das nicht bleiben. Beispielsweise stellt sich die Frage, warum sich die nicht nur von der Initiative Leiser Bergmannkiez geforderte Sperrung der Zossener Straße um einen Winkel von 90° nach Westen gedreht hat. Der Effekt ist ein völlig anderer.

Wir kennen die Hintergründe und wir kennen den Plan des Bezirksamts.

Wir bleiben dran.