Es hat nichts zu bedeuten, wenn in diesem Blog manchmal eine Weile keine Beiträge erscheinen. Niemand muss sich Sorgen machen, dass sich der Blogger einen Virus in der Lunge oder eine Mutante auf dem Computer zugezogen hat. Gründe oder zumindest Ursachen hat das gleichwohl. Während die Physik davon ausgeht, dass die Zeit in ruhenden Systemen stetig verläuft, beobacheten wir mit unserer Alltagsphilosophie, wie das Leben in Wellen heranbrandet, manchmal aufschäumt und dann mit leicht gekräuselter Oberfläche wieder zurückflutet.

Ja, wir kommen bald wieder zur Sache. Zunächst aber erscheint eine Art Zwischenbilanz sinnvoll, für die nach einer Phase der Ruhe neuen und neu geordneten Gedanken. Im Gegensatz zur Überschrift vielleicht besser top-down: Der Rest der Welt – der Kiez – der Blog.
Klimawandel, Bewusstseinswandel, Verkehrswende
Ob es solche Wörter auch in anderen Sprachen gibt, habe ich nicht recherchiert. Egal, lesen wir die Schlagzeilen hierzulande:
„Paris will Verkehr in der Innenstadt massiv reduzieren“,
so schreibt der SPIEGEL am 14. Mai.
„Die Innenstadt von Paris soll bis 2022 autofrei werden – ein Vorbild für Berlin?“,
so fragt der TAGESSPIEGEL tags darauf.
Ausgerechnet Paris. Städte wie Kopenhagen und Amsterdam, die man aus Berliner Sicht zwar als vergleichsweise stressfrei betrachtet, aber ansonsten einer anderen Liga zuordnet, werden ja schon seit langem als Vorbilder für eine alternative kommunale Verkehrspolitik zitiert. Doch auch über London liest man vermehrt im Kontext von Citymaut und Radverkehr.
Und Barcelona, nicht unbedingt eine Metropole, aber hipstermäßig voll konkurrenzfähig, hat die Superblocks „erfunden“! Wäre das nicht die ultimative Lösung für Berlin? Wer sich schon im vorigen Jahrhundert mit Stadt- und Verkehrsplanung beschäftigt hat, schmunzelt angesichts solcher Erleuchtungen. Manchmal dauert es; auch bei simplen Ideen.
Wien, Luxemburg, Bogotà, Singapur – die Liste internationaler Beispiele wäre lang und wenn erwartungsgemäß vorallem die großen und die wohlhabenden Städte Schlagzeilen machen, so bedeutet das nicht, dass der dahinter stehende gesellschaftliche Trend nicht mit der Zeit flächendeckend werden würde. Realistischer Weise sollte man aber sehen, dass die Randbedingungen des Verkehrs in ländlichen Regionen völlig andere sind, als die in den Ballungsräumen.
Deutschland, das mit beispielgebenden umweltpolitischen Strategien die Welt vielleicht mehr bewegt hat, als vielen von uns bewusst sein dürfte, redet immerhin von der Verkehrswende. Jedenfalls in Berlin. Ob das in Düsseldorf, Görlitz oder Titisee auch so ist, fragt sich in der Hauptstadt bestenfalls der betreffende Wahlkreisabgeordnete.
Bei manchen Leuten habe ich dabei den Verdacht, dass sie von der Verkehrswende reden und vom Tesla für Alle träumen. Den Unterschied lernen wir noch.
Eine Legislaturperiode neigt sich dem Ende zu
Die Bundesrepublik Deutschland und das Bundesland Berlin wählen am 26. September gleichzeitig ihre Parlamente, den Bundestag und das Abgeordnetenhaus. Auch die Bezirksverordnetenversammlungen in Berlin werden gewählt.
Das ist immer auch ein Anlass, zu bilanzieren, was Menschen in politischen Ämtern (sich) geleistet haben. Wie wäre ein Vergleich anhand der jeweiligen Verkehrsressorts, zwischen dem Bundesminister und der Berliner Senatorin? Die Liste mit Rücktrittsgründen für Andreas Scheuer (CSU) wäre länger, als die Shortlist dessen, was Senatorin Regine Günther (Bündnis 90 / Die Grünen) verkehrspolitisch zustande gebracht hat. Das ist leider kein Witz!
Oder kann mir jemand erklären, warum nach einer vollen Legislaturperiode, insbesondere mit der verkehrspolitischen Agenda einer sogenannten Umweltpartei, die Zossener Straße an der Markthalle immer noch nicht für den MIV gesperrt ist?
Die Antwort der Verwaltung auf Landesebene kenne ich. Sinngemäß: Da fahren doch Autos, da kann man nicht sperren.
Wer sich jetzt fragt, ob und warum ich mich vielleicht aufrege, scheint den ersten Teil dieses Beitrags, welcher quasi die Hintergrundkulisse bildet, nicht gelesen zu haben.
Wir sollten es nicht Berufspolitikern überlassen, sich auszusuchen, was Wahlkampfthema wird!

Friedrichshain-Kreuzberg
Vergangene Woche war wieder einmal UVKI, Sitzung des Ausschusses für Umwelt, Klimaschutz, Verkehr und Immobilien. Auf der Tagesordnung standen – neben zweimal Klimaschutz – sechs Verkehrsthemen
- davon sechsmal Verkehrsberuhigung in verscheidenen Quartieren (Ostkreuz, Viktoriakiez, Reichenberger Kiez, Luisenstadt, Friedrichshainer Nordkiez, Samariterkiez), der Bergmannkiez machte diesmal Pause,
- davon viermal mit besonderem Bezug auf „Alle“ bzw. Menschen, bzw. Anwohner*innen,
- davon zweimal veranlasst durch einen EwA (Einwohner*innenantrag).
Ohne allzusehr zu simplifizieren, kann man zu den Abstimmungsergebnissen sagen: Grüne, SPD und Linke waren für alles. CDU und AfD waren gegen alles. „Klare Mehrheit“ sagte die Vorsitzende nach jeder Abstimmung.
Die Bezirksverwaltung versucht auf dieser Welle zu surfen. Oder formulieren wir es seriöser: Sie nimmt ihre Aufgaben lobenswert ernst. Dabei stößt sie immer dann an harte Grenzen, wenn Straßen des übergeordneten Netzes betroffen sind. Vermutlich verstehen die meisten Leute nicht, wo dabei das Problem ist.
Bergmannkiez
Science Fiktion:
Nächstes Jahr (2022) wird die Initiative Leiser Bergmannkiez zehn Jahre alt. Gefeiert wird in der Bergmannstraße zwischen Zossener und Friesenstraße. Die dauerhafte Sperrung der Zossner Straße ist durch das Land Berlin rechtsverbindlich geregelt. Zur weiteren Gestaltung des öffentlichen Raums im Bergmannkiez finden wieder regelmäßig Gespräche im Wasserturm statt. Es gibt viel zu tun.
Wenn ich heute gedanklich ein paar Schritte auf Abstand gehe und die Initiative von außen betrachte, so glaube ich, dass es ihr gut täte, wenn hin und wieder neue Leute auftauchen würden, die Spaß daran haben, auf die Gestaltung ihres Kiezes Einfluss zu nehmen. Man möchte angesichts der allgemeinen gesellschaftlichen Entwicklung denken, dass sich bei uns engagierte Menschen drängeln, die es nicht erwarten können, am absehbaren Erfolg mitzuwirken. Dass dies nicht so ist, dürfte ein ganz normales Phänomen sein, weil im Laufe der Jahre einerseits Leute sich neue Prioritäten setzen, aber andererseits sich seltener jemand gezielt einer bereits bestehenden Initiative anschließt. Hinzu kommt, was sich hoffentlich bald ändern sollte, dass derzeit die Pandemie die menschliche Interaktion hemmt.
Ohne „intern“ darüber gesprochen zu haben, will ich hier durch meine eher spontan niedergeschriebene Analyse nicht ad hoc einen Aufruf starten. Aber ich darf sagen: Wir freuen uns eigentlich immer, wenn wir von interessierten Menschen kontaktiert werden.
Der Blog
Manchmal hat der einsame Blogger so wenig Lust etwas zu schreiben, wie die Leute, welche ihm eigentlich ihre Mitwirkung zugesagt haben. Das kann sogar daran liegen, dass es so viele interessante Entwicklungsstränge gibt, zu denen etwas gesagt werden sollte, dass man damit überfordert ist, alles zu strukturieren, geschweige denn, die einzelnen Themen zu recherchieren und in angemessener Tiefe zu betrachten: Der Rest der Welt – der Kiez – der Blog? Oder lieber doch bottom-up? Die Einsicht sollte vielleicht auch sein: Keine zu hohen Ansprüche an sein Engagement in der Freizeit!
Dann passiert eben eine Weile nichts.
Es lohnt sich trotzdem, bald wieder hier rein zu schauen. Jedenfalls glaube ich, das zu spüren.